Bauablauf
Der Bau von Burgen war aufwendig. Um Macht und Bedeutung, aber auch Reichtum und Einfluss nach außen zu zeigen, waren Lage und Größe der Burg sorgfältig zu wählen. Die Grundlage war ein sicherer, höher gelegener Platz mit freiem, weitem Rundumblick. Zusätzlich dazu benötigte man neben Ressourcen an Menschen und Material auch entsprechende Kenntnisse und Geräte. Zunächst wurde der Bauplatz gerodet und von Bäumen befreit, anschließend das Baumaterial herangeschafft. Im Falle der Burg Niederhaus stammten Suevit und Kalkstein aus den umliegenden Steinbrüchen. Sie wurden auf Fuhrwerken und Karren zur Baustelle transportiert. Vor Ort gewannen die Erbauer Steinmaterial bei der Errichtung der Halsgräben und der Einebnung des Burgbergs.
Für die Planung und Ausführung der vielfältigen Gewerke auf der Baustelle sowie zur Herstellung von Baumaschinen und Werkzeugen waren besondere Kenntnisse nötig.
Der Baumeister steckte den Grundriss der Gebäude mit einem Schnurgerüst ab. Die Steinmetze brachten roh behauene Steinblöcke in Form, Mauerer verbauten sie. Zimmerer bereiteten Kran- und Gerüstkonstruktionen vor, errichteten Dachstühle, Wehrgänge, Brücken und andere hölzerne Bauteile und deckten Dächer ein. Zur Sicherung der Wasserversorgung entstanden Brunnen und Zisternen. Insgesamt verrichtete auf solch einer Baustelle eine Vielzahl von Spezialisten ihre Arbeit.
"Einfache" Untertanen wie Bauern konnte der Burgherr nur zeitweise zur Unterstützung verpflichten, damit die Agrarwirtschaft und damit die Versorgung der Burgbewohner und der übrigen Bevölkerung mit Nahrung gesichert war und keine Hungersnöte drohten.
Für eine Burg dieser Größe musste eine langjährige Bauzeit veranschlagt werden. Daher wurde die Burg Niederhaus wie viele andere auch in mehreren Bauabschnitten errichtet.
Suevit als Baumaterial
Der Suevit („Schwabenstein" ) war ursprünglich auch unter seinem Namen „Duftfeuerstein" bekannt und erhielt seinen aus dem Lateinischen abgeleiteten Namen nach seiner Fundregion „Schwaben". Entstanden ist dieses Impaktgestein vor ca.15 Millionen Jahren infolge des Einschlags eines Meteoriten im Nördlinger Ries. Durch den Aufprall mit Überschallgeschwindigkeilt wurden die im Einschlagsbereich vorhandenen Gesteine bei Temperaturen von mehreren Tausend Grad Celsus und hohem Druck aufgeschmolzen. Die neuentstandenen Glas- und Mineralschmelzen wurden zusammen mit vorhandenem Sediment und Bruchsteinresten zu Suevit verbacken. Daraus entstand eine zähe tuffartige Masse mit grünlich grauer bis gelblich / bläulich grauer Farbe. Große Vorkommen im Bereich des Nördlinger Rieses fand man in den Steinbrüchen von Altenburg (südlich der Ofnethöhlen), Seelbronn, Otting und Aumühle (Nähe Oettingen).
Neben der Verwendung beim Bau der Burgen im Kartäusertal wurde das Gestein aufgrund seiner guten Dämmeigenschaften und leichten Bearbeitbarkeit auch beim Bau historischer Gebäude in Nördlingen wie der St. Georgskirche und dem dazugehörigen Turm dem „Daniel" verbaut. Auch im Rathaus und in Teilen der Stadtmauer findet sich Suevit. Selbst bei der Errichtung der Harburg (Nähe Donauwörth) und beim Bau des Deutschen Museums in München wurde der Stein verwendet.
Wegen seiner Fähigkeit, mit Kalk wasserbeständige Zementverbindungen einzugehen, spielt Suevit aus dem Ries auch heute noch als Trasszementrohstoff eine Rolle. Hierdurch soll der Beton einen höheren Schutz vor Luftschadstoffen, eine geringere Anfälligkeit gegen Risse und Eindringen von Wasser, vor allem aber eine höhere Elastizität erhalten.